Jugendarbeit solidarisiert sich! Solidarisch, überbezirklich, gemeinsam!

websitebuilder • 14. September 2020

Die Landesarbeitsgemeinschaft Offene Kinder- und Jugendarbeit solidarisiert sich mit den Jugendarbeiter*innen in Berlin-Neukölln. Vor 14 Tagen ist bekannt geworden, dass ab 2021 Kinder-, Jugend- und Familienprojekte mit einem Volumen von über 800.000 Euro eingespart werden sollen.

Berliner Jugendarbeit im Corona-Modus:
Das dicke Ende kommt noch - Jugendarbeit solidarisiert sich, auch in Neukölln!
Solidarisch, überbezirklich, gemeinsam!

Corona & Berliner Jugendarbeit !

Die Corona-Pandemie hat die Jugendarbeit in Berlin stark getroffen. Standen vor allem Kitas und Schulen im Fokus der Öffentlichkeit, verweilten Kinder- und Jugendclubs medial und jugendpolitisch im Schattendasein. Rettungsschirme wie in anderen Bundesländern gab und gibt es hier nicht. Stattdessen wurde Jugendarbeit aufgefordert, junge Menschen von öffentlichen Plätzen zu werfen oder Nachhilfe zu leisten. Beides ist nicht Aufgabe von Jugendarbeit. Im Interesse der Kinder und Jugendlichen, ging die Berliner Jugendarbeit daher ihren ganz eigenen Weg: Kreative Soli-Aktionen, digitale Angebote, Beratungen im öffentlichen Raum. Alles ohne Zusatzfinanzierung, dafür aber mit schlechter Ausstattung!

Fast eine Million Euro weniger für Jugendarbeit in Neukölln. 
Gemeinsamer Protest nötig!

Die LAG OKJA Berlin kritisiert die zuständigen und verantwortlichen Politiker*innen aus Berlin-Neukölln und stellt sich an die Seite der Kinder, Jugendlichen, freien Träger und des Jugendamtes. Neukölln gehört bereits seit vielen Jahren zu den Bezirken mit der prekärsten Ausstattung in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Insbesondere die freien Träger sind von diesem Zustand betroffen. "Oftmals sind es nicht einmal zwei volle Personalstellen, um einen Jugendclub wöchentlich zu öffnen. Jetzt weiter zu reduzieren, würde die ohnehin schon gebeutelte Jugendarbeitslandschaft im Bezirk hart treffen," so die LAG OKJA Berlin zu den derzeitigen Diskussionen. "Der Bezirk unterschreitet schon jetzt deutlich die Mindestversorgung in Berlin und handelt damit mehr als verantwortunglos!"Am 03.09.2020 hat sich der bezirkliche Jugendhilfeausschuss bereits gegen die drohende Kürzung positiontiert.

Seit Jahren wirbt das Jugendamt um eine bessere Finanzierung im Bezirk. In einen Konzept zur Aufstellung des Haushaltes 2020/ 2021 heißt es vom Jugendamt "2017 fehlten in Neukölln 3.538 Plätze in Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen. Neukölln erreichte mit einem Versorgungsgrad von 5,3% nicht einmal die Hälfte des Richtwerts von 11,4%. Mit dem neuen Jugendförderungsgesetz wird der Richtwert für die anzustrebende Versorgung mit standortgebundener Jugendarbeit zugunsten einer höheren Vielfalt der Angebotsformen gesenkt. Aber auch nach den neuen Regularien haben wir in Neukölln eine deutliche Unterversorgung im Bereich der Jugendfreizeitstätten zu verzeichnen." (Jugendamt 2019)

Nach dem neuen Jugendförder- und Beteiligungsgesetz braucht es in Berlin-Neukölln 5.440 Plätze. Derzeit jedoch gibt es nur 3.094. Damit fehlen etwa 2.346 Plätze, für die Kinder und Jugendlichen - also ganz konkret: Fehlende Jugendarbeiter*innen, fehlende Jugendclubs und fehlende Freiflächen! "Dass die politisch Verantwortlichen nun auch noch auf Kosten von Kindern und Jugendlichen einsparen bzw. mit den Geldern andere politische Prioritäten setzen wollen, ist nicht nur irritierend, sondern entbehrt jedweilige Fachlichkeit," so die LAG weiter. "Die Politik sagt Kindern und Jugendlichen ständig, was sie zu tun und zu lassen haben. Jugendpolitiker*innen müssen zusammenhalten, egal welcher demokratischen Parteifarbe sie angehören. Auch in den eigenen Reihen, sollten politischen Entscheidungsträger*innen für Ideen, die solche Einsparungsmaßnahmen hervorbringen, entschieden die Stirn geboten werden! Die Strategie der Neuköllner Politik wiederspricht allen neueren wissenschaftlichen Studien zur Beteiligung und politischen Engagement junger Menschen - wie der aktuellen Jugendshell-Studie oder dem anstehenden Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung 2021."

"Wir stellen uns an die Seite der AG 78 Jugendarbeit in Neukölln und fordern die politisch Verantwortlichen, in diesem Fall die rot-grüne Zählgemeinschaft auf, sich der Stellungnahme der AG 78 Jugendarbeit anzuschließen. Sie stellen die Regierung in Berlin-Neukölln. "Ja, Jugendarbeit gehört zu freiwilligen Leistungen, aber garantiert nicht zu den unwichtigen Leistungen! Insbesondere das hat uns die Corona-Pandemie verdeutlicht."

Befürchtungen - Neukölln ist erst der Anfang !
Keine Einsparungen auf Kosten der Kinder- und Jugendarbeit in Berlin!

"Wir stehen kurz vor den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus und den Bezirksverordnetenversammlungen. Eigentlich kann man es sich derzeit in keinem Berliner Bezirk leisten, Jugendarbeit zu kürzen. Vor allem auch, weil es im Widerspruch zur Landespolitik steht, die gerade ein Jugendförder- und Beteiligungsgesetz auf den Weg gebracht hat. Jugendarbeit hat nichts mit Wahlkampf zu tun, sondern braucht eine verlässliche Finanzierung über viele Jahre hinweg!

Auch andere Bezirke haben keine verlässliche Regelfinanzierung für die vorhandenen Kinder- und Jugendeinrichtungen und greifen jährlich auf zusätzliche Mittel zurück. Ob diese zusätzlichen Mittel auch in Zukunft zur Verfügung stehen, wird sich in Anbetracht der erwartbaren Einsparungsmaßnahmen zeigen. Die LAG OKJA Berlin steht für ein solches Taktieren nicht zur Verfügung und solidarisiert sich mit den Berliner Jugendämtern, die es in Zeiten knapper Kassen nie leicht haben, sich gegenüber anderen Bezirksamtsverwaltungen zu behaupten. Vielleicht sollte man einfach mal die jungen Menschen fragen, was sie so wollen und diese zu solchen politischen Absichtserklärungen befragen. Am Besten vor der Entscheidung. 

Landesarbeitsgemeinschaft Offene Kinder und Jugendarbeit, 14.09.2020
von websitebuilder 14. September 2020
Wir fordern die Entscheidungsträger*innen auf, die Bedeutung der Digitalität in der Jugendarbeit anzuerkennen und die dafür notwendigen Rahmenbedingungen – etwa durch die Bereitstellung und Finanzierung notwendiger technischer Ausstattung und zusätzlicher Leistungsstunden – zu schaffen. Die Aufforderungen der Bezirksämter zu Austausch, Transparenz und gemeinsamer Lösung während der Corona-Pandemie kann keine Einbahnstraße sein.
14. September 2020
Offener Brief an den Regierenden Bürgermeister von Berlin, die Senatsverwaltung für Jugend, Bildung und Familie, an die jugendpolitischen Sprecher*innen der Fraktionen im Berliner Abgeordnetenhaus und in den bezirklichen BVV’en
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